Turnierbericht: JBLH-Quali 2.Runde in Herzogenaurach

wA
Samstag, 4 Juni, 2016
wA - JBLH-Quali 2.Runde in Herzoganaurach
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Über der weiblichen Jugendbundesliga weht der Frankenrechen!
 
Die weibliche A-Jugend des MTV Stadeln schreibt Geschichte
 
Abenteuer Jugendbundesligaqualifikation – Kapitel 3. 
Dank des sensationellen Turniersieges vor vier Wochen und des damit erspielten Heimrechts wird dieses Kapitel erneut in Herzogenaurach geschrieben. Und so startet der Tag mit einem kleinen Kraft-Workout – Tribünen bauen, Halle richten, Buffet bestücken. Heute wird mit dem Tagessieger ein Jugendbundesligist gekürt – Platz zwei berechtigt zur Teilnahme an der bundesweiten Qualifikationsendrunde am kommenden Wochenende. Rang drei und vier scheiden aus.
 
MTV Stadeln – TSG Ketsch 20:10 (9:6)
Der erste Prüfstein sind die für ihre erfolgreiche Jugendarbeit bekannten „Ketscher Bären“. Gegen die bereits am Vortag angereisten jugendbundesligaerprobten Kurpfälzerinnen ist vorsichtiges Abtasten angesagt. Erst nach fünf Minuten fällt der erste Treffer – ein Siebenmetertor für die TSG (0:1). Nadja gleicht aus (1:1). Die nächste Ketscher Führung egalisiert Nikola (2:2) und Saskias Doppelschlag (4:2) veranlasst die Gästetrainer zu einer Auszeit. Diese scheint erstmal zu fruchten und Ketsch gleicht aus (4:4). Doch schnell stellt sich unsere Abwehr auf die TSG-Angreiferinnen ein, lässt kein Durchkommen mehr zu und sollte sich doch einmal ein Ball in Richtung Tor wagen wird dieser umgehend von der starken Juliane im MTV-Kasten entschärft. Auf der Gegenseite netzen die fleißige Nadja, die durchsetzungsstarke Anna und die nie auszuschaltende Saskia erfolgreich ein (7:5). Gegenstoßzuckerpässe finden die gewünschte Adressatin und werden souverän in Zähler umgemünzt (9:5) – beim Stand von 9:6 ertönt die Pausensirene.
wA-KetschNach Wiederanpfiff donnert Anna, angepeitscht vom heimischen Trommelfeuer,  das 10:6 in die Maschen. Die TSG darf noch einmal per Strafwurf verkürzen (10:7), bekommt aber dann keinen Zugriff mehr auf die Partie. Die leichtfüßige Caro, Saskia und Anna bauen den Vorsprung aus (13:7). Julia (Maxi), deren gefährliche Lufthoheit am Kreis sich wohl herumgesprochen hat, wird heute in der Regel von zwei Bewacherinnen sicherheitshalber festgehalten. Unser Trainerquartett beschließt, die Gegner vor neue Aufgaben zu stellen und profitiert vom qualitativ und quantitativ topbesetzten Kader. Sophia M. wird an den Kreis beordert, Hannah übernimmt die linke Außenbahn und trifft (14:7). Ketsch wechselt die Torhüterin. Das Stadelner Gehäuse wird inzwischen von Sophia A. erfolgreich bewacht. Unsere sichere Defensive zwingt die TSG zu Würfen aus suboptimalen Positionen, die häufig ihr Ziel verfehlen, während die wendige Julia (Mini) und Saskia (von der Siebenmeterlinie) zählbares erwirken (16:8). Nikola darf nach ihrem Treffer (17:9) für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen. Eine Gegnerin folgt. Auf den Rängen hält es keinen Fan mehr auf seinem Sitz. Laura nutzt ihren enormen Wurfradius, holt zum Doppelschlag aus – und mit dem 20:10-Endstand wird die nächste Hürde zur Sensation übersprungen.
 
SG Kappelwindeck/Steinbach – JSG Hegau 21:23 (8:11)
Inzwischen sind die Mädels der weiteren Teams nach langer Anreise in Mittelfranken eingetroffen.
Der baden-württembergische B-Jugend-Meister, die JGS Hegau, ist nur knapp am FinalFour der deutschen Jugendmeisterschaft vorbeigeschrammt. Die gelb gewandeten „Vulkanos“ starten mit mörderischem Tempo, sehr offensiver Abwehrvariante und scheinen ihre Gegnerinnen nahezu zu überrollen (0:3; 3:8). Die individuell starke SG kann sich aber erholen, besser auf  das Match einstellen und kommt bis zur Pausensirene wieder heran (8:11). Hälfte zwei präsentiert sich ausgeglichen. Hegau zeigt sich sehr gut eingespielt und ballsicher, Kappelwindeck punktet mit Kampfgeist und kann seine Leistungsträgerinnen geschickt in Szene setzen. Endstand: 21:23 
 
TSG Ketsch – SG Kappelwindeck/Steinbach 20:14 (12:4)
Fast ein Dèjá-vu. Die spitzig aufspielende TSG Ketsch scheint ihre Gegnerinnen auseinanderzunehmen und wechselt beim Stand von 12:4 die Seiten. Die SG, die nach nur kurzer Pause direkt wiederantreten musste, steckt nicht auf und entscheidet Hälfte zwei für sich. Die Hypothek des 8-Tore-Rückstands wiegt aber zu schwer, um das Match noch zu drehen (20:14). 
 
JSG Hegau – MTV Stadeln 21:24 (8:11)
Showdown der beiden bisher verlustpunktfreien Mannschaften – fällt hier schon die Vorentscheidung? Die Mitteltribüne ist inzwischen prallgefüllt und zu bedingungslosem Anfeuern bereit. Unsere Trainer sind nun gefordert, die Spielerinnen nach der langen Pause wieder auf den Spielbetrieb zu fokussieren.
Unsere A-Juniorinnen hadern anfangs mit der offensiven Vulkano-Abwehr und geraten in Rückstand (2:0), ehe Julia (Mini) und die treffsichere Nikola ausgleichen (2:2). Es entwickelt sich ein hochspannendes Spiel auf Augenhöhe. Kein Team kann sich entscheidend absetzen. Beim 7:6 geht die JSG letztmalig in Führung. Vier schöne Treffer durch Anna, Caro, Julia (Maxi) und Saskia steigern den Geräuschpegel in der Halle ins unermessliche. Ein Traumtor von Caro begleitet unsere Mädels in die Pause (8:11).wA-Hegau
Auf den Tribünen Begeisterung und intensives Studium des Regelwerks. Sollte der MTV Stadeln diese Partie für sich entscheiden können, wäre aufgrund der direkten Vergleiche die letzte Partie bedeutungslos und damit die Sensation = direkte Qualifikation perfekt. Bloß nicht so weit denken – es folgen ja noch 20 Spielminuten, in denen alles möglich scheint.
Hochmotiviert läuft Stadeln ein und baut dank Anna, Saskia und Caro den Vorsprung aus. Anna, die zur allgemeinen Überraschung  in der kompletten Quali bisher noch nicht verwarnt wurde, sieht zum ersten Mal seit langem den gelben Karton. Ihr wuchtiges 10:15 wägt Stadeln auf der Siegesstraße, doch als kurz nacheinander sowohl Julia (Maxi) als auch Anna für zwei Minuten auf die Bank verwiesen werden, stehen plötzlich nur noch vier Feldspielerinnen in roten Trikots auf dem Platz. Zur großen Erleichterung der Gastgeberinnen pariert Juliane den gegebenen Siebenmeter. Unsere Trainer reagieren mit einer Auszeit und wechseln die vielseitige Mona ein. Unsere vier verbliebenen Mohikanerinnen geben alles, ein derart gut eingespieltes Team wie der BW-Meister lässt sich solche Chancen aber nicht entgehen und verkürzt in doppelter Überzahl (12:15). Julia (Maxi) meldet sich mit dem 12:16 zurück, doch die wieselflinken Gäste wittern nun Morgenluft und kommen gefährlich näher (18:19). Anna bekommt eine Manndeckung verpasst und Julia (Maxi) darf nicht ganz verständlich schon wieder für zwei Minuten pausieren. Um die Siebenmeter kümmert sich heute Saskia und verwandelt diese routiniert (19:21). 20:21 + nächste Zeitstrafe für Anna. Ein Tatort ist dagegen nur mäßig spannend. Wiederholtaste: Julia (Maxi) meldet sich mit dem 20:22 auf dem Feld zurück. 21:22 – Spiel auf „Messers Schneide“. Juliane pariert den möglichen Ausgleich und rettet die Nerven der heimischen Zuschauer. Mona und Nikola setzen sich durch und beim Endstand von 21:24 kennt der Jubel der Fans keine Grenzen mehr.
Unsere Mädels haben die Sensation verdient perfekt gemacht – wissen aber noch nichts von ihrem Glück.
 
MTV Stadeln – SG Kappelwindeck/Steinbach 19:27 (9:12)
Langsam sickert es durch. Ungläubige Gesichter – haben wir es tatsächlich geschafft? Es scheint so – und da die SG Kappelwindeck/Steinbach bereits vier Minuspunkte auf dem Konto hat und dadurch aus der Qualifikation ausgeschieden ist, kann die letzte Partie locker gespielt werden – so der Plan. Aber gewinnen wollen wir natürlich schon.
wA-Kappelwindeck/SteinbachDa die Gäste auch einige Trommeln mitgebracht haben wird es wieder laut. Führung per Siebenmeter für die Blauen – Ausgleich durch Saskia auf gleiche Art und Weise. Hannah schließt ihren Gegenstoß erfolgreich ab, Saskia setzt eins drauf und Sophias folgender Kontertreffer veranlasst die SG zu einer frühen Auszeit. Bisher alles nach Plan. Unsere Mädels erobern locker den Ball und Denise braucht zwischen den Torstangen nahezu nicht einzugreifen. Doch über das, was jetzt folgt, sollte ich fast besser den Mantel des Schweigens breiten. Die Kappelwindecker Trainer scheinen die richtigen Worte gefunden zu haben, der Gast verkürzt (4:3). Bei Hannahs Treffer vom Kreis (5:3) scheint die Welt noch in Ordnung. Maike zirkelt den Ball schön aufs SG-Gehäuse, trifft dabei aber die herauslaufende SG-Torhüterin unbeabsichtigt im Gesicht. Entschuldigung wird sofort angenommen – aber nun scheint ein Ruck  durch die Keeperin zu gehen. Fortan vernagelt diese ihren Kasten und bringt unsere Angreiferinnen zur Verzweiflung. Auf der Gegenseite zeigt sich unsere bisher so souveräne Abwehr gefühlt tiefenentspannt und lädt die Kappelwindecker Rückraumschützinnen zu Treffern ein. Unsere Offensive lässt zu viele aussichtsreiche Chancen liegen. Zahlreiche Pässe verfehlen das gewünschte Ziel. Die Mädels aus dem Bühler Vorort können ganz unbefangen aufspielen und drehen das Match. Der Fürther Anhang kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Pausenstand: 3 Tor Plus für die Gäste.
Kommt jetzt nochmal ein Aufbäumen? Saskias Gegenstoßtreffer nährt die Hoffnung (10:12). Die SG kontert eindrucksvoll (10:16), ehe Caro und Nadja wieder verkürzen dürfen (12:16). Viel zu leicht dürfen die Badenerinnen enteilen (13:20). Saskias nächster Strafwurftreffer und zwei gelungen vollendete Gegenstöße von Mona und Anna lassen den MTV erneut herankommen (16:20) Es folgt ein offener Schlagabtausch mit Ballverlusten auf beiden Seiten. Einige wenig nachvollziehbare Entscheidungen des Schirigespanns streuen zusätzlichen Sand ins Getriebe, sind aber für den weiteren Spielverlauf nicht wirklich ausschlaggebend. Julia (Maxi)s Heber markiert den letzten Zähler für den MTV (19:25), doch die Juniorinnen der SG Kappelwindeck/Steinbach dürfen den heutigen Tag mit einem (für uns leider) auch in dieser Höhe verdienten 19:27 Sieg versöhnlich beenden. Tja, da war wohl einfach die Luft raus ….
Mädels gebt es zu: Ihr wolltet Euren Trainern sicher signalisieren, dass sie noch lange nicht überflüssig sind und es durchaus noch Dinge gibt, die im Training verbessert werden können Zwinkernd.
Und nach neun souveränen und begeisternden Qualisiegen verzeihen Euch Eure treuen Fans auch den nicht mehr ergebnisrelevanten Durchhänger.
 
TSG Ketsch – JSG Hegau  21:15 (9:8)
Endspiel um Rang zwei und damit um die Möglichkeit, im bundesweiten Turnier am kommenden Wochenende noch einen Platz in der Jugendbundesliga zu ergattern.
Beide Teams sind entsprechend motiviert und kämpfen zum Teil auf dem Boden um jeden Ball. Den besseren Start erwischen die Jungbären (4:1; 5:2), bis zur Pause kämpfen sich die Vulkanos aber wieder heran (9:8). Nach dem Seitenwechsel bleibt die Partie eng und spannend. Beim 12:13 gehen erstmals die Gelben in Front. Doch das junge Team aus der Nähe des Bodensees trifft nach dem langen und anstrengenden Turniertag nun auch das Verletzungspech. Ketsch setzt zur Schlussoffensive an und kann die flotte Partie mit 21:15 für sich entscheiden.
 
Es ist noch ganz unwirklich. Angetreten um zu üben und zu lernen – und jetzt hat der MTV Stadeln Geschichte geschrieben! Als erstes fränkisches Team der weiblichen Jugend qualifizieren sich die A-Juniorinnen für die Jugendbundesliga! 
Jetzt kommt der ultimative fränkische Superlativ:
Mädels, dass Ihr Euch qualifiziert habt, des basst scho!
 
 
Für den MTV Stadeln spielten:
Denise, Juliane, Sophia A. (alle Tor); Anna (10); Caro (5); Hannah (3), Julia (Maxi) D. (5), Julia (Mini) S. (4), Laura (2), Maike; Mona (3); Nadja (3); Nikola (5); Saskia (20/7) und Sophia M.(3)
Und nicht zu vergessen Torwartküken Anja, die geschont werden konnte, um tagsdrauf für die weibliche  B-Jugend die Landesligaqualifikation festzuhalten und unsere geniale "Mannschaftspsychologin" Lea, die hoffentlich bald auch auf dem Platz wieder ins Geschehen eingreifen kann.
 
Resümee
Diesen Erfolg verdanken wir:
 
Cheftrainer René
- von dem niemand weiß, wie er bei den unzähligen Trainingsstunden überhaupt noch die Chance hat, sein Studium zu beenden
 
Konditionstrainer Thomas
- der für seine Schinderei zwar verflucht wird, dessen Früchte der Arbeit aber auf dem Platz immer deutlicher sichtbar werden
 
Mannschaftsarzt Rainer
- der als „Frauenversteher“ gekonnt die innerlichen und äußerlichen Verletzungen der Mädels heilt
 
Torwarttrainer Peter
- der so lange Wege auf sich nimmt, um Spielerinnen zum Training und Torhüterinnen zum Halten zu bringen
 
Dem Top-Bundesligatauglichen Unterstützungsteam
- das sich unermüdlich für Transportfahren und Verpflegung ins Zeug hängt
- zuverlässig als Zeitnehmer zur Verfügung stellt
- an den Trommeln und Klatschen und als DJ alles gibt
- den Weg der Mädels mit Kamera, Schreibblock und Fotoapparat dokumentiert
- und sogar bei persönlicher Abwesenheit Motivationsimpulse in die Kabine stellt
- und damit jeden Auftritt unserer Mädels zum Event macht!
 
Und unserem Star – dem Team!
- das ausnahmslos aus motivierten und talentierten Mädels besteht
- dessen große Stärke dieser ausgewogene und harmonische Kader ist
- das großen Wert auf Fairness legt
- und das trotz des Erfolgs mit den Füßen auf dem Boden bleibt und einfach Spaß am Handball hat!
 
Autorin: HL
Hinweis: Fotos verlinkt zur MTV-Bildergalerie